Die Marienglashöhle ist eine Schauhöhle im Thüringer Wald, die zum größten Teil aus künstlich angelegten Hohlräumen besteht, die durch den Gips- und Kupferbergbau entstanden sind. Die Höhle ist als geologisches Naturdenkmal eingetragen und liegt in der Mitte zwischen den beiden Ortschaften Friedrichroda und Bad Tabarz. In ihrer Nähe befindet sich an der Bundesstraße 88 ein großer Parkplatz und eine nach ihr benannte Haltestelle der Thüringerwaldbahn.
Der Bau des Eingangsstollens wurde im Jahre 1775 mit der Absicht begonnen, Kupfer abzubauen. Allerdings wurde kein Kupferschiefer gefunden, jedoch im Jahre 1778 eine Gips-Lagerstätte. Gips wurde bis in das Jahr 1903 im Untertagebau abgebaut. Im Jahr 1784 entdeckte man eine der größten und schönsten Gipskristalldrusen Europas. Mit einem Durchmesser von etwa zehn Metern war sie beinahe vollständig mit farblosen und durchsichtigen Gipskristallen, Marienglas genannt, ausgekleidet.
Das Material aus der Marienglashöhle wurde früher in Kirchen und Klöstern zur Verzierung von Altären, Kronleuchtern und Gemälden verwendet. Nachdem das Bergwerk 1903 stillgelegt worden war, öffnete sich die Schauanlage für die Öffentlichkeit. Aufgrund des Krieges musste die Höhle jedoch zweimal geschlossen werden. Nach umfangreichen Sanierungsarbeiten ist die Marienglashöhle seit 1968 wieder zugänglich.
Die Führung im Herzog-Ernst-Stollen, der 110 Meter lang ist, fängt mit Erläuterungen zur Geschichte der Schauanlage und zur Entstehung des Thüringer Waldes an. An beiden Seiten der Stollenwand gibt es geologische Fenster, wo du einen Blick auf die Gesteinsschichten und deren steile Neigung erhaschen kannst. Am Ende des Stollens wird für ungefähr eine Minute ein künstlicher Wasserfall aktiviert. Daraufhin folgt ein Weitungsbau als Verlängerung des Eingangsstollens, wo sich auch der Türstock befindet. Der Rest des Stollens geht etwa 100 Meter weiter in den Berg hinein, aber bei Führungen wird dieser Teil nicht betreten. In diesem Teil, der teilweise unausgebaut ist, wurden keine abbaubaren Erze gefunden. In der Mitte des großen, durch Abbau entstandenen Hohlraums liegt ein Haspel am Gesenk, der einst als Arbeitsplatz diente.
An der Gesenkpfeiler-Station können Sie die Werkzeuge der Bergleute aus dem Jahr 1795 in einem Schaukasten bewundern. Die Bergleute benutzten hier eine Haspel und einen Förderkorb, um das gebrochene Gipsgestein von der unteren zur oberen Sohle zu transportieren.
Ein Abstieg über Treppen führt zur bedeutungsvollen Kristallgrotte, die mit Gipskristallen bis zu 90 Zentimeter Länge, schnellwachsenden Tropfsteinen, Stalagmiten und Stalaktiten aus Calciumsulfat sowie einer bräunlichen Sinterverkrustung aufgrund von Eisenerzen aufwartet. Über einen 70 Meter langen künstlich angelegten Steg ist der Höhlensee zu überwinden. Auf dem Weg zum Westteil der Schauhöhle auf der oberen Sohle befinden sich weitere Tropfsteine, gebildet nach dem Ausbau der Höhle 1967/1968, aus Kalk gelöst aus den Betonsäulen. Zudem werden Mineralien, Gesteine und Fossilien in Schaukästen ausgestellt. Wieder ins Freie gelangt der Besucher über den Ausgangsstollen.