Höhlenbiologie
Höhlenbiologie ist die wissenschaftliche Erforschung der in Höhlen vorkommenden Flora und Fauna. Aufgrund der besonderen Umweltbedingungen in Höhlen, wie Dunkelheit, stabile Temperatur und hohe Luftfeuchtigkeit, haben sich dort spezialisierte Lebensformen entwickelt, die teils stark von oberirdischen Ökosystemen abweichen. Pflanzen, die Licht für die Photosynthese benötigen, kommen ausschließlich im Eingangsbereich von Höhlen vor, wo noch Tageslicht eindringt.
Tiere, die vollständig an das Leben in völliger Dunkelheit angepasst sind, werden Troglobionten genannt. Sie zeichnen sich oft durch besondere Anpassungen aus, wie den Verlust von Pigmentierung, reduzierte oder fehlende Augen sowie verstärkte Tastsinnesorgane oder Chemorezeptoren, um sich in der Dunkelheit zu orientieren. Viele Tiere, die häufig als Höhlentiere betrachtet werden, sind jedoch lediglich Höhlenbesucher oder temporäre Bewohner, die Höhlen zum Schutz, zur Nahrungssuche oder als Schlaf- und Brutstätten nutzen. Dazu gehören beispielsweise Fledermäuse, die als die bekanntesten Höhlentiere gelten, aber nicht ausschließlich in Höhlen leben.
Um die Vielfalt der Höhlentiere zu systematisieren, hat der österreichische Entomologe Ignaz Rudolph Schiner im Jahr 1854 eine erste Einteilung in drei Gruppen eingeführt. Diese Einteilung wurde 1907 vom rumänischen Biologen Emil Racoviţă (oft transkribiert als Racovitza) modifiziert und als Schiner-Racovitza-System bekannt. Dieses System wurde über Jahrzehnte in der Höhlenbiologie verwendet, wobei Tiere je nach Grad der Anpassung an das Höhlenleben klassifiziert wurden.
Trotz seiner weiten Verbreitung wurde das System oft als unpräzise kritisiert, da es die komplexen ökologischen und morphologischen Unterschiede vieler Höhlentiere nicht ausreichend differenzierte. Zahlreiche Höhlenbiologen haben daher alternative Klassifikationen vorgeschlagen, die zusätzliche Kriterien wie Lebenszyklus, Verhalten, Nahrungsspektrum oder ökologische Nische berücksichtigen. Moderne Ansätze integrieren zudem genetische Analysen, um Verwandtschaftsverhältnisse und Anpassungsmechanismen besser zu verstehen.
Die Höhlenbiologie liefert wichtige Erkenntnisse für Ökologie, Evolutionsforschung und Naturschutz. Viele Höhlenbewohner sind hochspezialisiert und äußerst empfindlich gegenüber Veränderungen ihres Lebensraums, weshalb Höhlen als einzigartige Schutzgebiete von hoher wissenschaftlicher und ökologischer Bedeutung gelten.